Leserbrief an die "Handwerks-Zeitung" vom 13.05.2007

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Der Niedergang des Fachhandels

Das Fahrrad (meistens ohne Beleuchtung) wird im Lebensmittelmarkt gekauft, der Rechner oder das Notebook beim Elektronikmarkt, die Uhr beim Kaffeeröster, wo man auch schnell noch eine Reise buchen kann, das Radio oder das Fernsehgerät in einem Supermarkt, der Rasenmäher bei einem anderen Lebensmittelmarkt. Und viele andere Waren werden auch dort gekauft oder im Internet oder per Katalog bestellt, weil das angeblich so praktisch ist.

Viele Handwerksfirmen sind auch Einzelhändler und auf den Verkauf von Geräten angewiesen. Weil sich auch in Kleinstädten immer mehr Lebensmittelmärkte und sonstige größere Märkte ansiedeln, die mit aggressiver Werbung und (scheinbar) günstigen Preisen die Kunden anlocken, müssen immer mehr Fachhändler ihr Geschäft aufgeben. Zumindest erleben sie eine Verminderung ihrer Umsätze. Man wundert sich manchmal, warum bestimmte Stadträte so vehement für die Ansiedlung solcher Märkte eintreten. Dabei handelt es sich fast immer um Filialen, die am Ort keine Steuern zahlen.

Es geht aber um mehr, nämlich um eine gewisse Kultur in einer Stadt, die von vielen kleinen Geschäften geprägt ist und wo der persönliche Kontakt beim Einkaufen noch eine Rolle spielt. Wie groß ist wohl das Interesse eines Lebensmittelmarktes, einem Kunden zu helfen, wenn er ein Problem hat? Dann erinnert sich der Kunde wieder an den Fachhändler und hofft, dass der ihm helfen wird! Das Gerät hat er natürlich geschenkt bekommen...

Das Kaufverhalten vieler Kunden hat sich geändert, dagegen kann man nicht viel machen. Der Preis steht im Vordergrund und gerade jüngere Menschen denken nicht darüber nach, welche Probleme bei einem Fehler des gekauften Gerätes auf sie zukommen! Aber auch Ämter, Behörden, Schulen usw. meinen, sie könnten bestimmte Geräte günstiger im Internet kaufen. Leider haben dann z.B. die angeblich überholten gebrauchten Geräte oft gravierende Fehler. Soll man sie dann wieder zurück schicken? Das ist mit einem hohen Aufwand verbunden und wird meistens nicht gemacht. Aber zum Glück gibt es ja noch einen Fachhändler mit Werkstatt am Ort, der solche Geräte reparieren kann... Wie lange noch?

Ein einzelner Fachhändler kann sich noch so sehr bemühen, er kann das Kaufverhalten der Kunden nicht ändern. Die üblichen Ratschläge, wie z.B. mehr Gewicht auf den Kundendienst oder die Beratung zu legen, sind zwar nicht falsch, helfen aber leider nicht viel.

Wenn die Kunden, die ihre Geräte nicht beim Fachhändler gekauft haben, eines Tages niemand mehr finden, der ihnen bei Problemen helfen oder die Geräte reparieren kann, werden sie merken, dass sie mit ihrem Kaufverhalten dafür verantwortlich sind.

Brozowski Bürotechnik
Inh. Udo Brozowski
Oderdinger Straße 3
82362 Weilheim