Leserbrief an die Handwerks-Zeitung
Dieser Leserbrief wurde veröffentlicht
Mindestlohn anders betrachtet
Man sollte den Mindestlohn nicht nur als zusätzliche Belastung für Arbeitgeber oder unter dem Gesichtspunkt
der Tarifautonomie betrachten. Wenn in einer bestimmten Branche z.B. der Lohn von 7,-- Euro auf 8,50 Euro steigt,
so können die zusätzlichen Kosten über den Preis weitergegeben werden. Und wenn das alle tun, bleibt die
Konkurrenzsituation wie vorher.
Betrachten wir die finanzielle Lage eines alleinstehenden Mannes (Steuerklasse 1) im Alter von 25 Jahren. Wenn
er (angenommen) 1.360,-- Euro brutto im Monat verdient, hat er nach Abzug von Sozialleistungen und Steuern etwa
1.014,-- netto. Wenn seine kleine Wohnung 450,-- Euro kostet und sein Auto (braucht er) 100,-- Euro pro Monat,
bleiben noch 460,-- Euro für Haushalt, Verpflegung, Versicherungen und Kleidung. Er wird gerade so "rumkommen",
kann sich aber vieles nicht leisten.
Ich frage Sie: Wie stehen die Chancen dieses Mannes, eine Frau zu finden und eine Familie zu gründen? Was
passiert, wenn er heiraten "muss"? Er wird dem Staat und damit uns Steuerzahlern zur Last fallen, weil die Familie
trotz Kindergeld sonst nicht über die Runden kommt. Speziell dann nicht, wenn die Frau ihr Kind selber betreuen
will und nicht mitarbeiten kann.
Nun werden manche einwenden, dass er hätte mehr lernen müssen, um eine besser bezahlte Arbeit zu haben. Das ist
aber zu kurz gesprungen, denn die Chancen sind nicht bei jedem gleich.
Brozowski Bürotechnik
Inh. Udo Brozowski
Oderdinger Straße 3
82362 Weilheim